Dienstag, 8. September 2015

Inmanuel Kant und die Kritik der reinen Vernunft

http://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/kant-fuer-anfaenger/kritik-der-reinen-vernunft/kritik-der-reinen-vernunft100.html

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Biografie

Kindheit und Bildung

Immanuel Kant wurde am 22. April 1724 in Königsberg als viertes Kind einer traditionsreichen Handwerkerfamilie geboren. Von seinen acht Geschwistern erreichten nur drei weitere das Erwachsenenalter. Seine Mutter legte großen Wert auf Bildung und erzog ihre Kinder im streng pietistischen Glauben. Dank guter Förderung kam er 1732 an das Friedrichskollegium, und begann bereits als Sechzehnjähriger das Studium an der Albertina, der Königsberger Universität. Kant interessierte sich sehr für die Naturwissenschaften und studierte unter anderem Philosophie, klassische Naturwissenschaften, Physik und Mathematik. Martin Knutzen, sein Professor für Logik und Metaphysik, lehrte die Theorien von Leibniz und Newton, die Kant maßgeblich beeinflussten.

Die Arbeit als Hauslehrer

Kants erste Veröffentlichung beschäftigte sich mit den Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte und wurde im Jahr 1746 publiziert.  Professor Knutzen erkannte diese jedoch nicht als Abschlussarbeit an. Nach dem Tod seines Vaters im selben Jahr unterbrach Kant sein Studium und verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer. Die ersten vier Jahre arbeitete er in bei dem reformierten Prediger Daniel Ernst Andersch in einer Schweizer Kolonie größtenteils französisch sprechender Siedler. Danach wirkte er bis etwa 1753 als Hauslehrer auf dem Gut des Majors Bernhard Friedrich von Hülsen bei Mohrungen. Seine letzte Stelle fand er nahe Königsberg bei der Familie Keyserlingk auf dem Schloss Waldburg-Capustigall. Hier erhielt er Zugang in die höheren Kreise der Königsberger Gesellschaft.

Die wissenschaftliche Laufbahn Kants

1754 nahm Kant sein Studium in Königsberg wieder auf. Bereits ein Jahr danach veröffentlichte er mit Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels seine erste wichtige Schrift. Noch 1755 habilitierte er mit dem Thema Die ersten Grundsätze der metaphysischen Erkenntnis (Nova dilucidatio) und wurde Privatdozent in den Fächern Logik, Metaphysik, Anthropologie, Moralphilosophie, Natürliche Theologie, Mathematik, Physik, Mechanik, Geographie, Pädagogik und Naturrecht.

Seine Vorlesungen waren sehr gut besucht, so schrieb beispielsweise einer seine Studenten, der Literat und Theoretiker Johann Gottfried Herder:

Mit dankbarer Freude erinnere ich mich aus meinen Jugendjahren der Bekanntschaft und des Unterrichts eines Philosophen, der mir ein wahrer Lehrer der Humanität war […] Seine Philosophie weckte das eigne Denken auf, und ich kann mir beinahe nichts Erleseneres und Wirksameres hierzu vorstellen, als sein Vortrag war.

Trotz Kants umfangreicher Lehrtätigkeit wurde seine erste Bewerbung auf einen Lehrstuhl 1759 abgelehnt. Von 1766 bis 1772 nahm Kant seine erste feste Anstellung als Unterbibliothekar der königlichen Schlossbibliothek an. Neben dem Lehrstuhl für Dichtkunst in Königsberg schlug er auch Angebote einer Lehrtätigkeit in Erlangen und Jena aus. Erst 1770 erhielt er die Stelle des Professors für Logik und Metaphysik in seiner Heimatstadt und dissertiere ein weiteres Mal mit der Studie Formen und Gründe der Sinnes- und Verstandeswelt. Selbst die Bitte des damaligen Kulturministers von Zedlitz, an der berühmten Universität von Halle zu lehren, konnte ihn nicht von Königsberg, dem heutigen Kaliningrad trennen. Dort wurde er 1786/88 Rektor der Universität. 1787 wurde er in die Berliner Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

In den letzten 15 Jahren seines Lebens geriet Kant ständig in Konflikt mit der preußischen Zensurbehörde, jetzt unter der Leitung des neuen Kulturministers Wöllner. Kant lehrte weiter bis 1796, war aber angehalten, sich religiöser Schriften zu enthalten, da seine Lehren nicht mit der Bibel vereinbar seien.

Emmanuel Kant mit Tischgenossen in seinem Haus in Königsberg
Emmanuel Kant mit Tischgenossen in seinem Haus in Königsberg

Das bis heute überlieferte Bild des Philosophen als steifer, professoraler Mensch, der Wert auf einen streng geregelten Tagesablauf legte, ist stark überzeichnet. So war er zwar pflichtbewusst und konzentrierte sich auf seine Arbeit, galt aber als guter Karten- und Billardspieler und war sehr gesellig. Er putzte sich gern mit modischen Kleidern heraus, genoss große Gesellschaften und trug mit seiner Belesenheit und seinem trockenen Humor sehr zu deren Unterhaltung bei. Erst als Kant ins Alter kam und es mit seiner Gesundheit nicht mehr zum Besten stand, begann er einen regelmäßigen Tagesablauf zu pflegen. Morgens um 4:45 Uhr ließ er sich von seinem Hausdiener, dem ehemaligen Soldaten Martin Lampe, mit den Worten „Es ist Zeit!“ wecken und ging um 22 Uhr zu Bett. Zum Mittagessen lud er meist Freunde ein und pflegte die Geselligkeit, vermied dabei aber philosophische Themen. Außerdem machte er täglich zur gleichen Zeit einen Spaziergang.

1794 wurde Kant der „Herabwürdigung mancher Haupt- und Grundlehren der heiligen Schrift und des Christentums“ bezichtigt.

Am 12. Februar 1804 starb er. Beigesetzt wurde er in Königsberg, wo er fast sein gesamtes Leben verbrachte hatte.

Er zählt heute zu den bedeutendsten Philosophen der abendländischen Philosophie. Sein Werk Kritik der reinen Vernunft kennzeichnet einen Wendepunkt in der Philosophiegeschichte und den Beginn der modernen Philosophie. Nicht nur in der Erkenntnistheorie, sondern auch in der Ethik mit dem Grundlagenwerk Kritik der praktischen Vernunft und in der Ästhetik mit der Kritik der Urteilskraft sowie bedeutenden Schriften zur Religions-, Rechts- und Geschichtsphilosophie schuf Kant eine neue, umfassende Perspektive in der Philosophie, welche die Diskussion bis ins 21. Jahrhundert maßgeblich beeinflusst.



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