Dienstag, 22. September 2015

Beispiel Urteile a priori und posteriori

Aussagen Kants

Analytische Aussagen

Deren Wahrheit liegt nur aufgrund von definitorischen und logischen Vereinbarungen fest. Das Wissen wird damit nicht erweitert, da nur Bekanntes erläutert wird.Beispiele: Alle Schimmel sind weißDie kürzeste Verbindung zweier Punkte ist eine Strecke.

Synthetische Aussagen

Diese Urteile sind nicht analytisch!
Sie hängen vom jeweiligen Zustand der Welt ab. Sie beruhen auf Erfahrungen und Beobachtungen. Tatsachenwissen ist notwendig.
Sie können das menschliche Wissen erweitern.
Beispiele: Wasser geht ab 100 Grad Celsius in den gasförmigen Zustand über.
Katzen fressen Mäuse.

a priori (lat. vom Früheren her): ohne Erfahrung
a posteriori (lat. vom Späteren hererst nach entsprechenden Erfahrungen


Kant unterscheidet drei Urteile:

• Analytische Urteile a prioriEs wird ohne Erfahrung abgeleitet, es ist genau, es trägt aber nichts zur Erkenntniserweiterung bei.

Synthetische Urteile a posteriori
Es bezieht sich auf vorhergehende Erfahrung.
Es unterliegt aber einer möglicherweise verfälschten Wahrnehmung durch die Sinne. Es trägt aber zur inhaltlichen Wissenserweiterung bei.


Synthetische Urteile a priori
Es liegt der Mathematik, Arithmetik, Geometrie und Physik zugrunde.
Diese Wissenschaften erweitern das Wissen ohne zusätzliche empirische Erfahrung durch reine Anschauung.
Kants Hauptfrage der Erkenntnistheorie: Ob synthetische a priorischen Urteile möglich sind?
 


Raum und Zeit

• sind nicht an die Dinge gebunden.
• liegen unserem Erkenntnisvermögen
als reine a priori-Anschauungsformen zugrunde.
• sind Formen, die dazu dienen, alle Sinneseindrücke zu ordnen und zu strukturieren. 

Kategorien

• sind weitere Hilfsmittel, z. B. Größe, Schwere.
• Der Mensch hat nur Eindrücke von den Dingen.
• Er kann nicht erkennen, wie die Dinge an sich sind, d. h. unabhängig von seiner eigenen Sinneswahrnehmung und seiner Auffassung von Zeit und Raum.
• Man kann an den Dingen nur erkennen, was man selbst in sie hinein gelegt hat.
• Der Mensch bringt also fertige Strukturen mit, die Erfahrung erst möglich machen.
• Er bekommt Erfahrungen, indem er Erfahrungen macht. Das erkennende Subjekt schafft sich das Erkenntnisobjekt. Die Erfahrungswelt ist das Produkt unseres Verstandes. Alles, was außerhalb dieser mitgebrachten Strukturen liegt, z. B. Gott, Welt, Seele, Freiheit, Unsterblichkeit, ist von uns nicht erfassbar. 

Beispiel für  Urteile a priori und a posteriori

Da stellen wir uns mal ganz dumm und sagen, dass zwischen dem Menschen und dem Rest der Welt ein Input-Output-Verhältnis besteht. Wenn sich der Rest der Welt beim Menschen als Input bemerkbar macht über diverse Inputschaltstellen (für Hören, für Sehen, für Fühlen, für Schmecken usw.) sich Erfahrung niederschlägt, dann haben wir keine nachträgliche (a posteriori) Beeinflussung dieser Schnittstellen unseres Körpers. Sie sind uns von Geburt gegeben. Unsere Augen sehen, wie sie sehen und unsere Ohren hören wie sie hören usw.. Die Qualität unserer Schnittstellen ist "a priori". 
Jetzt gibt es einen Knall und man sieht, dass eine Tür zufällt und über die Hand spürt man einen Windzug. Drei Einzelempfindungen! Und was denkst Du: Aha, da hat einen Windzug eine Tür erfasst und die unkontrolliert mit lautem Knall ins Schloss knallen lassen. Diese Feststellung ist nicht "a priori", denn "a priori" haben Deine Sinnesorgane entsprechend ihrer Ausstattung nur drei einzelne Inputs (Knall, Bewegung Tür, Windhauch) registriert. Die Kombination, die Schlussfolgerung stammt von Dir, und zwar nachträglich, d.h. "a posteriori". Alle unsere Theorien, selbst die einfachsten, sind in der Regel Zusammensetzungen von Einzelinputs. Selbst das Wort Tisch bezeichnet nicht etwas "a priori", denn mit Tisch ist immer auch die Vorstellung verbunden, dass man einen Gegenstand sieht, dass man etwas festes erwartet, dass es einen Laut gibt, wenn man einen anderen Gegenstand draufstellt und dass man ihn normaler weise als Ablagegegenstand benutzt. "Tisch" ist also bereits eine zuammengesetzte Vorstellung. Unsere Sprache, erst recht unsere Sätze sind also "a posteriori". 
Es gibt ein "Organ", das die "a priori" Inputs verknüpft, das ist unser Verstand. Aber, so fragt Kant, ist alles, was unser Verstand tut, "a posteriori", sprich Verknüpfung? Woher nimmt er z.B. die Vorstellung von ZEIT? Woher nimmt er die Unterscheidung in eins, zwei, drei und mehr? Er findet heraus, dass die Kategorien, nach denen unser Verstand die Einzelinputs verknüpft auch "a priori" sind und nicht "a posteriori". D.h. unser Verstand ist zwar ein "A-Posteriori-Verarbeiter" aber nach "A-Priori-Sortierfunktionen. Alle diese Sortierfunktionen sind z.B. bereits bei Tieren und Pflanzen zur Beurteilung ihrer Umwelt vorhanden, bevor der Mensch sich mit freieren Verknüpfungen zu Theorien davon abgehoben hat. Sie liegen vor unserem freien Denken.

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