Dienstag, 22. September 2015

Empirismus vs Rationalismus




DIe Metaphysische Intention der Kritik der reinen Vernunft


Programm zur Kritik einer reinen Vernunft



Titelblatt "Kritik der reinen Vernunft"

Hintergrund:
In seinen ersten einführenden Gedanken stellt Immanuel Kant fest, dass es für die Menschheit undenkbar sei, nicht metaphysisch – dass heißt, nicht übernatürlich oder überempirisch zu denken. Er vergleicht die Notwendigkeit der metaphysischen Untersuchungen mit der des Luftholens. Beide gehören zum Mensch-Sein dazu. Allerdings empfindet er die bisherige Metaphysik als ungenügend und sogar als unmöglich. Er fordert die Einführung einer „Kritik der reinen Vernunft“, wobei Kritik hierbei mit „prüfen“, „unterscheiden“ und „rechtfertigen“ gleichzusetzen ist.
Die metaphysische Intention der Kritik der reinen Vernunft:
Da es in der Natur des Menschen liegt, über Dinge wie Gott, die Welt oder die Seele, welche jenseits der Natur sind, nachzudenken und zu reden, liegt eine metaphysische Intention vor. Kant unterscheidet hier aber ausdrücklich zwischen den Theorien der Metaphysiker, beispielsweise den verschiedenen Gottesbeweisen, da er annimmt, dass der eigentliche Sinn in Worten nicht adäquat ausgedrückt werden kann. Der Metaphysik stellt er die „sicheren“ Wissenschaften Logik, Mathematik und Physik entgegen. Er fragt also danach, wie man erkennen kann, ob die eigentliche metaphysische Intention getroffen ist. Wobei diese stets durch die Artikulation in Worten und Gedanken verfälscht sein kann.

Die Erkenntnisart der reinen Vernunft und Metaphysik:

Um die Metaphysik dennoch möglich zu machen, setzt Kant die kritische Vernunft ein, welche sämtliche
Sätze überprüfen soll. Die reine Vernunft muss auch sich selbst prüfen und rechtfertigen.
Die Erkenntnisart der Vernunft erläutert Kant durch eine doppelte Unterscheidung:
1. Es gibt Erfahrungserkenntnis a posteriori, die die metaphysische Erkenntnis von der Erfahrung
abhängig macht.
2. Außerdem gibt es die Erkenntnis a priori, welche den Versuch unternimmt, die Wirklichkeit einer Sache durch bloßes
Nachdenken zu erkennen.  Des weiteren haben Aussagen der Metaphysik keinen analytischen, sondern synthetischen Charakter.
Bei einer synthetischen Aussage ergänzt das Prädikat das Subjekt, während bei einer
analytischen Aussage das Prädikat durch das Subjekt impliziert wird, so dass die analytische Aussage keinen
Erkenntnisgewinn liefert.
Die Grundfrage der Kritik der reinen Vernunft ist also die Frage: „Wie sind synthetische Urteile a priori möglich?“ Während in konkreten Wissenschaften wie Mathematik und Physik solche synthetische apriorischen Sätze gebildet und bewiesen werden können, fehlt in der Metaphysik die Mölichkeit eines Beweises. Mathematik und Physik haben durch die Methode des Zählens (bzw. des Experimentierens) nach Kant eine Revolution durchgemacht. Es muss nun auch eine neue Methode gesucht werden, die die Metaphysik  zu einer sicheren Wissenschaft machen kann. Kant sieht diese in der Kritik der reinen Vernunft. Er schlägt eine Revolution der Denkart vor (2. Kopernikanische Wende) und kommt zu dem Ergebnis, dass die Metaphysik bislang von der falschen Annahme ausgegangen sei, die Erkenntnis müsse sich nach ihren Gegenständen richten. Stattdessen müssen sich umgekehrt die Gegenstände nach der Erkenntnis richten.
Des weiteren fordert Kant eine transzendentale Philosophie zur Einschränkung der Metaphysik. Transzendental sind diejenigen apriorischen Vorstellungen, welche notwendige Bedingungen für die Möglichkeit von Erfahrungen sind. Als Erkenntnis zweiter Stufe geht das transzendentale Denken von der Gegenstandserkenntnis der ersten Stufe aus.
Ergebnisse der Vernunftkritik:
Die Metaphysik ist möglich, aber laut Knat nur unter folgenden Bedingungen:
  • Metapysik als ein transzendentales Zurückfragen nach den Bedingungen, die dem Empirischen nicht dem Übersinnlichen ansich, vorausgehen.
  • Die menschliche Erkenntnis basiert dabei auf dem Vermögen der Sinnlichkeit (Rezeptivität) und des Verstandes (Spontaneität). Die Erkenntnis der Gegenstände wird jedoch erst dadurch möglich, dass Begriffe zu diesen „gedacht“ werden und diese wiederum nach Regeln zusammengefasst und geordnet werden.
  • Als drittes Vermögen kommt die Urteilskraft hinzu, die entscheidet, welcher Begriff nun dem Gegenstand zuzuordnen ist.
  • Alle Wahrnehmungen sind nur durch Raum und Zeit möglich, welche wiederum selbst nicht wahrgenommen werden. Raum und Zeit sind Formen reiner Anschauung.

was ist Empirismus?


Empirismus





abula Rasa! Das klingt nach ordentlich Remmidemmi, den Hammer kreisen und die Sau raus lassen.Aber eigentlich bedeutet dieser Ausdruck etwas ganz anderes! Tabula Rasa ist Latein und bedeutet so viel wie „unbeschriebene Tafel.“Die Idee, die dahinter steckt, ist folgende:Wenn wir auf die Welt kommen, sind wir ein unbeschriebenes Blatt, dass nach und nach mit Eindrücken und Erfahrungen vollgekritzelt wird, aus denen wir unsere Wirklichkeit zusammenbauen. Es geht also mal wieder um die Frage: Was ist die Wirklichkeit und wo kommt sie her? 
So wie es damals unsere Kassenbrillentragenden Klassenkameraden an ihren Chemie- und Physikbaukästen taten.Der Empirist glaubt nur, was er sehen und nachprüfen kann. Deshalb wundert es nicht, dass ein zweiter Star des Empirismus nicht nur Philosoph, sondern auch Naturwissenschaftler war: Francis Bacon.Ihm wird der Ausspruch „Wissen ist Macht“ zugeschrieben.Ganz wie Sherlock Holmes kann der Mensch das erkennen und sammeln von Erfahrungen, Fakten, Nachforschungen und Beweismitteln den Gesetzen der Welt auf die Schliche kommen.Dieses Wissen kann er dann anwenden und sich die Natur zum Untertan machen 
Einer der ersten, der das so anschaulich erklärte war John Locke – nein, nicht der Rollstuhlfahrer aus LOST. Sondern der Englische Philosoph der als Hauptvertreter des sogenannten Empirismus gilt.„Empirisch“, das klingt immer gleich nach Nerds, die mit dicken Brillen vor riesigen Computerbildschirmen hocken. Und auch nicht ohne Grund.Der Empirismus leitetet alle Erkenntnisse aus der Sinneserfahrung, der Beobachtung oder dem Experiment. 
Der Empirismus geht davon aus, dass alles Wissen über die Wirklichkeit aus der Sinneserfahrung stammt. „Nichts ist im Verstand, das nicht vorher durch die Sinne erfasst worden wäre“.Das haben schon Aristoteles und Thomas von Aquin vor John Locke festgestellt! Logisch: Die Keksdose ist leer, wenn man nicht vorher Kekse reingefüllt hat. Aber ist eine leere Dose überhaupt eine Keksdose, bevor sie gefüllt ist , gibt es also überhaupt nur volle Keksdosen?. 
Voll sind auf jeden Fall unsere Köpfe jetzt mit Theorien und Erklärungsmodellen. Da ist es doch vielleicht mal Zeit einfach mal den Reset Knopf unseres Hirncomputers zu drücken und unsere eigene Tabula Rasa zu veranstalten.Vielleicht kommt dann die Erkenntnis ja ganz von allein!? 

Film Kant aus dem Unterricht



(hier klicken) Kant Video



In der ersten Staffel steht Kants "Kritik der reinen Vernunft" im Mittelpunkt. In der zweiten geht es um den kategorischen Imperativ. Beides sind humorvolle Serien, die sich höchst unterhaltsam mit so komplexen Themen wie Ethik, Prinzipien, Vernunft, Moral, Liebe und vor allem: der Philosophie Immanuel Kants auseinander setzt. Die Kritik der reinen Vernunft Kants "Kritik der reinen Vernunft" gilt vielen als Höhepunkt der abendländischen Philosophie -- andere halten sie schlicht für unlesbar. Was steht drin, in diesem Text des großen Aufklärers? Was war das für ein Mensch, jener Königsberger Philosoph, der Jahrzehnte an diesem Buch geschrieben hat? Warum ist das Buch heute so aktuell wie nie zuvor?

Sophie, eine junge Journalistik-Studentin, will Antworten finden auf diese Fragen. Sie fängt an zu recherchieren und trifft auf jemanden, der ihr bestens Auskunft geben kann: Professor Immanuel Kant höchstpersönlich. Denn wer kann besser über den Sinn der langen und schwer verdaulichen Sätze Auskunft geben als der Verfasser selbst? Der kategorische Imperativ "Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne

Beispiel Urteile a priori und posteriori

Aussagen Kants

Analytische Aussagen

Deren Wahrheit liegt nur aufgrund von definitorischen und logischen Vereinbarungen fest. Das Wissen wird damit nicht erweitert, da nur Bekanntes erläutert wird.Beispiele: Alle Schimmel sind weißDie kürzeste Verbindung zweier Punkte ist eine Strecke.

Synthetische Aussagen

Diese Urteile sind nicht analytisch!
Sie hängen vom jeweiligen Zustand der Welt ab. Sie beruhen auf Erfahrungen und Beobachtungen. Tatsachenwissen ist notwendig.
Sie können das menschliche Wissen erweitern.
Beispiele: Wasser geht ab 100 Grad Celsius in den gasförmigen Zustand über.
Katzen fressen Mäuse.

a priori (lat. vom Früheren her): ohne Erfahrung
a posteriori (lat. vom Späteren hererst nach entsprechenden Erfahrungen


Kant unterscheidet drei Urteile:

• Analytische Urteile a prioriEs wird ohne Erfahrung abgeleitet, es ist genau, es trägt aber nichts zur Erkenntniserweiterung bei.

Synthetische Urteile a posteriori
Es bezieht sich auf vorhergehende Erfahrung.
Es unterliegt aber einer möglicherweise verfälschten Wahrnehmung durch die Sinne. Es trägt aber zur inhaltlichen Wissenserweiterung bei.


Synthetische Urteile a priori
Es liegt der Mathematik, Arithmetik, Geometrie und Physik zugrunde.
Diese Wissenschaften erweitern das Wissen ohne zusätzliche empirische Erfahrung durch reine Anschauung.
Kants Hauptfrage der Erkenntnistheorie: Ob synthetische a priorischen Urteile möglich sind?
 


Raum und Zeit

• sind nicht an die Dinge gebunden.
• liegen unserem Erkenntnisvermögen
als reine a priori-Anschauungsformen zugrunde.
• sind Formen, die dazu dienen, alle Sinneseindrücke zu ordnen und zu strukturieren. 

Kategorien

• sind weitere Hilfsmittel, z. B. Größe, Schwere.
• Der Mensch hat nur Eindrücke von den Dingen.
• Er kann nicht erkennen, wie die Dinge an sich sind, d. h. unabhängig von seiner eigenen Sinneswahrnehmung und seiner Auffassung von Zeit und Raum.
• Man kann an den Dingen nur erkennen, was man selbst in sie hinein gelegt hat.
• Der Mensch bringt also fertige Strukturen mit, die Erfahrung erst möglich machen.
• Er bekommt Erfahrungen, indem er Erfahrungen macht. Das erkennende Subjekt schafft sich das Erkenntnisobjekt. Die Erfahrungswelt ist das Produkt unseres Verstandes. Alles, was außerhalb dieser mitgebrachten Strukturen liegt, z. B. Gott, Welt, Seele, Freiheit, Unsterblichkeit, ist von uns nicht erfassbar. 

Beispiel für  Urteile a priori und a posteriori

Da stellen wir uns mal ganz dumm und sagen, dass zwischen dem Menschen und dem Rest der Welt ein Input-Output-Verhältnis besteht. Wenn sich der Rest der Welt beim Menschen als Input bemerkbar macht über diverse Inputschaltstellen (für Hören, für Sehen, für Fühlen, für Schmecken usw.) sich Erfahrung niederschlägt, dann haben wir keine nachträgliche (a posteriori) Beeinflussung dieser Schnittstellen unseres Körpers. Sie sind uns von Geburt gegeben. Unsere Augen sehen, wie sie sehen und unsere Ohren hören wie sie hören usw.. Die Qualität unserer Schnittstellen ist "a priori". 
Jetzt gibt es einen Knall und man sieht, dass eine Tür zufällt und über die Hand spürt man einen Windzug. Drei Einzelempfindungen! Und was denkst Du: Aha, da hat einen Windzug eine Tür erfasst und die unkontrolliert mit lautem Knall ins Schloss knallen lassen. Diese Feststellung ist nicht "a priori", denn "a priori" haben Deine Sinnesorgane entsprechend ihrer Ausstattung nur drei einzelne Inputs (Knall, Bewegung Tür, Windhauch) registriert. Die Kombination, die Schlussfolgerung stammt von Dir, und zwar nachträglich, d.h. "a posteriori". Alle unsere Theorien, selbst die einfachsten, sind in der Regel Zusammensetzungen von Einzelinputs. Selbst das Wort Tisch bezeichnet nicht etwas "a priori", denn mit Tisch ist immer auch die Vorstellung verbunden, dass man einen Gegenstand sieht, dass man etwas festes erwartet, dass es einen Laut gibt, wenn man einen anderen Gegenstand draufstellt und dass man ihn normaler weise als Ablagegegenstand benutzt. "Tisch" ist also bereits eine zuammengesetzte Vorstellung. Unsere Sprache, erst recht unsere Sätze sind also "a posteriori". 
Es gibt ein "Organ", das die "a priori" Inputs verknüpft, das ist unser Verstand. Aber, so fragt Kant, ist alles, was unser Verstand tut, "a posteriori", sprich Verknüpfung? Woher nimmt er z.B. die Vorstellung von ZEIT? Woher nimmt er die Unterscheidung in eins, zwei, drei und mehr? Er findet heraus, dass die Kategorien, nach denen unser Verstand die Einzelinputs verknüpft auch "a priori" sind und nicht "a posteriori". D.h. unser Verstand ist zwar ein "A-Posteriori-Verarbeiter" aber nach "A-Priori-Sortierfunktionen. Alle diese Sortierfunktionen sind z.B. bereits bei Tieren und Pflanzen zur Beurteilung ihrer Umwelt vorhanden, bevor der Mensch sich mit freieren Verknüpfungen zu Theorien davon abgehoben hat. Sie liegen vor unserem freien Denken.

Dienstag, 8. September 2015

Inmanuel Kant und die Kritik der reinen Vernunft

http://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/kant-fuer-anfaenger/kritik-der-reinen-vernunft/kritik-der-reinen-vernunft100.html

Öffne  den Link und schau die Videos  an wie u. g. ist: 1. Metaphysik, 2... etc.






Biografie

Kindheit und Bildung

Immanuel Kant wurde am 22. April 1724 in Königsberg als viertes Kind einer traditionsreichen Handwerkerfamilie geboren. Von seinen acht Geschwistern erreichten nur drei weitere das Erwachsenenalter. Seine Mutter legte großen Wert auf Bildung und erzog ihre Kinder im streng pietistischen Glauben. Dank guter Förderung kam er 1732 an das Friedrichskollegium, und begann bereits als Sechzehnjähriger das Studium an der Albertina, der Königsberger Universität. Kant interessierte sich sehr für die Naturwissenschaften und studierte unter anderem Philosophie, klassische Naturwissenschaften, Physik und Mathematik. Martin Knutzen, sein Professor für Logik und Metaphysik, lehrte die Theorien von Leibniz und Newton, die Kant maßgeblich beeinflussten.

Die Arbeit als Hauslehrer

Kants erste Veröffentlichung beschäftigte sich mit den Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte und wurde im Jahr 1746 publiziert.  Professor Knutzen erkannte diese jedoch nicht als Abschlussarbeit an. Nach dem Tod seines Vaters im selben Jahr unterbrach Kant sein Studium und verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer. Die ersten vier Jahre arbeitete er in bei dem reformierten Prediger Daniel Ernst Andersch in einer Schweizer Kolonie größtenteils französisch sprechender Siedler. Danach wirkte er bis etwa 1753 als Hauslehrer auf dem Gut des Majors Bernhard Friedrich von Hülsen bei Mohrungen. Seine letzte Stelle fand er nahe Königsberg bei der Familie Keyserlingk auf dem Schloss Waldburg-Capustigall. Hier erhielt er Zugang in die höheren Kreise der Königsberger Gesellschaft.

Die wissenschaftliche Laufbahn Kants

1754 nahm Kant sein Studium in Königsberg wieder auf. Bereits ein Jahr danach veröffentlichte er mit Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels seine erste wichtige Schrift. Noch 1755 habilitierte er mit dem Thema Die ersten Grundsätze der metaphysischen Erkenntnis (Nova dilucidatio) und wurde Privatdozent in den Fächern Logik, Metaphysik, Anthropologie, Moralphilosophie, Natürliche Theologie, Mathematik, Physik, Mechanik, Geographie, Pädagogik und Naturrecht.

Seine Vorlesungen waren sehr gut besucht, so schrieb beispielsweise einer seine Studenten, der Literat und Theoretiker Johann Gottfried Herder:

Mit dankbarer Freude erinnere ich mich aus meinen Jugendjahren der Bekanntschaft und des Unterrichts eines Philosophen, der mir ein wahrer Lehrer der Humanität war […] Seine Philosophie weckte das eigne Denken auf, und ich kann mir beinahe nichts Erleseneres und Wirksameres hierzu vorstellen, als sein Vortrag war.

Trotz Kants umfangreicher Lehrtätigkeit wurde seine erste Bewerbung auf einen Lehrstuhl 1759 abgelehnt. Von 1766 bis 1772 nahm Kant seine erste feste Anstellung als Unterbibliothekar der königlichen Schlossbibliothek an. Neben dem Lehrstuhl für Dichtkunst in Königsberg schlug er auch Angebote einer Lehrtätigkeit in Erlangen und Jena aus. Erst 1770 erhielt er die Stelle des Professors für Logik und Metaphysik in seiner Heimatstadt und dissertiere ein weiteres Mal mit der Studie Formen und Gründe der Sinnes- und Verstandeswelt. Selbst die Bitte des damaligen Kulturministers von Zedlitz, an der berühmten Universität von Halle zu lehren, konnte ihn nicht von Königsberg, dem heutigen Kaliningrad trennen. Dort wurde er 1786/88 Rektor der Universität. 1787 wurde er in die Berliner Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

In den letzten 15 Jahren seines Lebens geriet Kant ständig in Konflikt mit der preußischen Zensurbehörde, jetzt unter der Leitung des neuen Kulturministers Wöllner. Kant lehrte weiter bis 1796, war aber angehalten, sich religiöser Schriften zu enthalten, da seine Lehren nicht mit der Bibel vereinbar seien.

Emmanuel Kant mit Tischgenossen in seinem Haus in Königsberg
Emmanuel Kant mit Tischgenossen in seinem Haus in Königsberg

Das bis heute überlieferte Bild des Philosophen als steifer, professoraler Mensch, der Wert auf einen streng geregelten Tagesablauf legte, ist stark überzeichnet. So war er zwar pflichtbewusst und konzentrierte sich auf seine Arbeit, galt aber als guter Karten- und Billardspieler und war sehr gesellig. Er putzte sich gern mit modischen Kleidern heraus, genoss große Gesellschaften und trug mit seiner Belesenheit und seinem trockenen Humor sehr zu deren Unterhaltung bei. Erst als Kant ins Alter kam und es mit seiner Gesundheit nicht mehr zum Besten stand, begann er einen regelmäßigen Tagesablauf zu pflegen. Morgens um 4:45 Uhr ließ er sich von seinem Hausdiener, dem ehemaligen Soldaten Martin Lampe, mit den Worten „Es ist Zeit!“ wecken und ging um 22 Uhr zu Bett. Zum Mittagessen lud er meist Freunde ein und pflegte die Geselligkeit, vermied dabei aber philosophische Themen. Außerdem machte er täglich zur gleichen Zeit einen Spaziergang.

1794 wurde Kant der „Herabwürdigung mancher Haupt- und Grundlehren der heiligen Schrift und des Christentums“ bezichtigt.

Am 12. Februar 1804 starb er. Beigesetzt wurde er in Königsberg, wo er fast sein gesamtes Leben verbrachte hatte.

Er zählt heute zu den bedeutendsten Philosophen der abendländischen Philosophie. Sein Werk Kritik der reinen Vernunft kennzeichnet einen Wendepunkt in der Philosophiegeschichte und den Beginn der modernen Philosophie. Nicht nur in der Erkenntnistheorie, sondern auch in der Ethik mit dem Grundlagenwerk Kritik der praktischen Vernunft und in der Ästhetik mit der Kritik der Urteilskraft sowie bedeutenden Schriften zur Religions-, Rechts- und Geschichtsphilosophie schuf Kant eine neue, umfassende Perspektive in der Philosophie, welche die Diskussion bis ins 21. Jahrhundert maßgeblich beeinflusst.



Dienstag, 1. September 2015

Braucht der Mensch einer Gemeinschaft?

 Aus seinem Werk Politica bestimmt Aristoteles die Aufgaben des Staates aus der Natur des Menschen:

Außerdem ist der Zweck und das Ziel das Beste. Die Autarkie ist aber das Ziel und das Beste.
Daraus ergibt sich, dass der Staat zu den naturgemäßen Gebilden gehört und dass der Mensch von Natur ein Staaten bildendes Lebewesen ist; derjenige, der durch seine Natur und nicht bloß aus Zufall außerhalb des Staates lebt, ist entweder schlecht oder höher als der Mensch, wie etwa der von Homer beschimpfte: ohne Geschlecht, ohne Gesetz und ohne Herd ... Dass also der Staat von Natur ist und ursprünglicher als der Einzelne, ist klar. Da der Einzelne nicht autark für sich zu leben vermag, so wird er sich verhalten wie auch sonst ein Teil zu einem Ganzen. Wer aber nicht in Gemeinschaft leben kann oder in seiner Autarkie ihrer nicht bedarf, der ist wie etwa das Tier oder die Gottheit kein Teil des Staates.
Alle Menschen haben also von Natur aus den Drang zu einer solchen Gemeinschaft, und wer sie als Erster aufgebaut hat, ist ein Schöpfer größter Güter. Wie nämlich der Mensch, wenn er vollendet ist, das Beste der Lebewesen ist, so ist er ohne Gesetz und Recht das schlechteste von allen. Das Schlimmste ist die bewaffnete Ungerechtigkeit. Der Mensch besitzt von Natur als Waffen die Klugheit und Tüchtigkeit, und gerade sie kann man am allermeisten in entgegengesetztem Sinne gebrauchen. Darum ist der Mensch ohne Tugend das gottloseste und wildeste aller Wesen und in Liebeslust und Essgier das Schlimmste. Die Gerechtigkeit dagegen ist der staatlichen Gemeinschaft eigen. Denn das Recht ist die Ordnung der staatlichen Gemeinschaft, und das Recht urteilt darüber, was gerecht sei.

Biografie von Aristoteles